Gegenaktionen zur Gedenkveranstaltung

Mobitext zur Demo:

Am 23.Juni 2013 möchte die Stadt Mülheim eine Gedenkveranstaltung zur Bombardierung Mülheims vor 70 Jahren durchführen. In Kooperation mit der WAZ suchen sie Zeitzeug_innen, welche von ihren Erlebnissen in jener Nacht, die in der WAZ als „die größte Katastrophe“ der Mülheimer Geschichte bezeichnet wird, berichten.
Wir als Gruppe „Gewisser Überdruss“ wollen und können dies nicht unkommentiert hinnehmen.
Entgegen der Darstellung von Stadt und WAZ sehen wir die Bombardierung Mülheims, die nicht kontextlos aus heiterem Himmel kam, als notwendige Intervention der Alliierten.
Ohne Kontext von der größten Katastrophe der Stadtgeschichte zu sprechen ist reiner Geschichtsrevisionismus, denn es lässt außen vor wieviele kleine und große Katastrophen die Mülheimer_innen von 1933 – 1945 begangen und/oder hingenommen haben.
Schon 1933 wurde Mülheim wegen seiner linientreuen Bürger_innen im „Stürmer“ als „Potsdam an der Ruhr“ bezeichnet. Für die Kriegsmaschinerie wurde in Mülheim Stahl produziert und auch die Kaserne in Holthausen am Steinknappen wurde explizit für die Wehrmacht errichtet. In Mülheim gab es 55 Zwangsarbeitslager, Insgesamt wurden 45 Jüd_innen, zwischen 1933 und 1945 in Mülheim selbst ermordet und 215 aus Mülheim stammende Jüd_innen starben in KZs oder auf der Flucht. Nach der Bombardierung waren es die Zwangsarbeiter_innen, welche die Trümmer wegräumen mussten, während der Bombardierung waren sie es, welche keinen Schutz in Bunkern bekommen haben.
Das alles zeigt, dass die Stadt und der Großteil ihrer Bürger_innen Täter_innen oder zumindest Profiteur_innen waren, nicht aber Opfer!
In vielen anderen deutschen Städten, z.B. Dresden, hat sich gezeigt wie gut die Verbreitung deutscher Opfermythen an die Ideologie von Neonazis anschließt.
Mit unserer Demonstration wenden wir uns nicht nur gegen die Gedenkveranstaltung der Stadt, sondern gegen jede Form des Gedenkens an „deutsche Opfer“.
Nähere Infos zur Geschichte Mülheims während des Nationalsozialismus findet ihr auf http://ueberdruss.noblogs.org/intervention/ .
Außerdem wird es vom 20.- zum 30.6.2013 eine Veranstaltungsreihe ,zur deutschen und Mülheimer Geschichte während des Nationalsozialismus, im AZ Mülheim geben. Hierzu findet Ihr die Infos auf
http://www.az-muelheim.de/

Deutsche Täter_innen sind keine Opfer!

Kommt alle am 23.Juni um 10:30 zur Kundgebung vor dem Haus der Stadtgeschichte in der von Graefestraße!!!
Außerdem zur anschließenden Demonstration um 13:00 Uhr am Platz der Synagoge!!!

Indyartikel:

MÜLHEIM UND SEINE BOMBEN
Verfasst von: Gruppe “gewisser Überdruss”. Verfasst am: 19.06.2013 – 23:40.

Am 23.03.2013 berichteten wir bereits bei Indymedia (https://linksunten.indymedia.org/de/node/81967) über die Vorgänge in Mülheim. Die Stadt Mülheim plant eine Veranstaltung für den 23.06.2013, in der den Opfern der „Bombennacht“, der „größten Katastrophe“ der Stadtgeschichte gedacht werden soll. Anlass ist, dass die Bombardierung Mülheims durch die Royal Air Force am 23.06.2013 70 Jahre her ist. Um bei der Veranstaltung Schüler_innen und Zeitzeug_innen ins Gespräch zu bringen, rief sie zusammen mit der örtlichen WAZ Zeitzeug_innen dazu auf, sich zu melden.

An dem Vorhaben der Stadt entzündete sich relativ schnell Kritik, welche der Stadt eine geschichtsrevisionistische Position unterstellt. Der Aufruf der Stadt, welcher in der WAZ abgedruckt wurde, schafft es, ohne einen einzigen Hinweis auf die Täterschaft der Deutschen einzugehen und festzustellen, dass die Bombardements eine Folge des deutschen Angriffskriegs und der deutschen Barbarei gewesen sind.

Diese Kritik wurde auch der Oberbürgermeister_in und der WAZ mitgeteilt, wobei eine öffentlich wahrnehmbare Reaktion bis zum 18.06.2013 ausblieb.

Die Reaktion

In den Artikeln der WAZ und NRZ vom 18.06.2013 wurde auf unsere Veröffentlichung Bezug genommen. So wurde auch eingestanden, dass der Bombenangriff keine Naturkatastrophe sei. Mülheim war eine Hochburg der nationalsozialistischen Bewegung, und das sieht mittlerweile auch die Mülheimer Stadtspitze so.

Nun könnten wir uns zurück lehnen und sagen, dass unsere Kritik angekommen ist und alles gut sei, aber die Oberbürgermeisterin meint: „Es ist legitim, an die Opfer der Bombennacht zu erinnern.“ (. Die Veranstaltung soll um 11 Uhr zunächst mit einer Podiumssdiskussion beginnen, um dann in kleineren Gruppen über einzelne Aspekte zu reden. Hiernach will Frau Mühlenfeld am Hauptfriedhof für die Opfer der „Bombennacht“ einen Kranz niederlegen.

Unsere Aktionen

Wir als Gruppe „Gewisser Überdruss“ fordern dazu auf, sich an den Gegenaktionen zu beteiligen. Wir werden vor Ort eine Kundgebung abhalten, und zwar am 23.06.2013 ab 10:30 Uhr in Mülheim an der Von- Graefe- Str., Ecke Hingbergstr.. Die Kundgebung erreicht ihr fußläufig vom Hauptbahnhof, oder mit der U18 bis zur Haltestelle Christianstr., dann den unteren Ausgang nehmen.

Außerdem werden wir ab 13 Uhr eine antifaschistische Demonstration durchführen. Diese beginnt in der Mülheimer Innenstadt am Synagogenplatz und soll anhand verschiedener Orte aufzeigen, wie alltäglich die Greueltaten der Deutschen waren. Die Demonstration beginnt mit einer längeren Kundgebung und wird gegen 14 Uhr starten.

Im AZ Mülheim findet im Rahmen der Gegenaktivitäten zwei Ausstellungen zum Thema „Neofaschismus in Deutschland“ und „Widerstand und Verfolgung Mülheim 1933- 1945“ statt. Im Rahmen dieser Ausstellung werden an mehreren Abenden Vorträge und Lesungen gehalten und thematisch passende Filme gezeigt. Die Ausstellung beginnt am 20.06.2013 um 17 Uhr mit einem Rundgang durch die Ausstellung. Näheres hierzu unter www.az-muelheim.de

Wir sehen uns auf der Straße und im AZ.

Gruppe „gewisser Überdruss“